Amphotericin ist ein Polyen-Antibiotikum, das je nach Konzentration fungistatisch oder fungizid wirkt. Es reagiert mit den Sterolen der Pilzzellmembran, verändert dadurch deren Permeabilität und führt zu einem Ausstrom von Kaliumionen und anderen Molekülen.
Frühgeborene (GA: 27,4 ± 5 Wochen): hohe interindividuelle Variabilität hinsichtlich Pharmakokinetik; Penetration ins ZNS: die Konzentration im zerebrospinalen Fluid betrug bei 40-90% der Konzentration im Serum (Baley et al. 1990)
t1/2: Die Daten in der Literatur sind zum Teil widersprüchlich. Es gibt Hinweise, dass für Amphotericin B bei Kindern (wie auch bei Erwachsenen) ein tiefes peripheres Kompartiment existiert. Dies würde eine längere terminale Halbwertszeit bedeuten. Der Steady-State wurde auch nach 7 bis 18 Tagen nicht erreicht (Koren et al. 1988).
AMPHOTERICIN B (LIPOSOMAL):
Nach der Verabreichung von 2,5 – 10 mg/kg Amphotericin B (liposomal) an Kinder zwischen 1 – 17 Jahren wurden folgende kinetische Parameter ermittelt:
Amphotericin B (konventionell): Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung 50 mg Amphotericin B (liposomal): Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung 50 mg
Allgemein
Amphotericin B (konventionell) liegt in der Infusionslösung als kolloidale Lösung mit Desoxycholsäure vor. Der Wirkstoffgehalt bezieht sich auf Amphotericin B.
Amphotericin B (liposomal) liegt in dem Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung eingebettet in Liposomen vor. Der Wirkstoffgehalt bezieht sich auf Amphotericin B.
Konventionelles Amphotericin B ist nicht austauschbar durch liposomales Amphotericin B. Liposomale Amphotericin B Präparate sind nicht durch andere Amphotericin B Präparate austauschbar.
Präparate mit für Kinder potentiell problematischen Hilfsstoffen:
0,25 - 1 mg/kg/Tag in 1 Dosis; maximal 1,5 mg/kg/Tag. Die tägliche Gabe von 1 mg/kg/Tag kann bei schweren Infektionen jeden zweiten Tag auf 1,5 mg/kg/Tag erhöht werden. Infusionsdauer: 2-6 h
Die Therapie soll mit 0,25 mg/kg/Tag begonnen und vorsichtig gesteigert werden.
In der Studie von Nath et al (2001) wurde festgestellt, dass die Amphotericin-Exposition bei jüngeren, leichteren Kindern bei einer Referenzdosis von 1 mg/kg relativ geringer war (Gefahr der Unterdosierung) gegenüber älteren, schwereren (Gefahr der Überdosierung).
Amphotericin B Liposomal oder Lipidformulierungen:
3
- 5
mg/kg/Tag
in 1
Dosis
Der Hersteller der Lipid-Formulierung Abelcet (in Österreich nicht im Warenverzeichnis gelistet, Stand 07/2020) empfiehlt das Verabreichen einer Testdosis von 0,1 mg/kg, maximal 1 mg. Es gibt dafür weder eine wissenschaftliche Grundlage noch ermöglicht dieses Vorgehen eine verlässliche Vorhersage für die Toleranz.
Dosen über 5,5 mg/kg/Tag sind im Vergleich zu niedrigeren Dosen nicht wirksamer, können jedoch zu einer erhöhten Toxizität führen. Kumulative Dosen über 10 Gramm sollten daher vermieden werden. (SmPC Abelcet)
Liposomale Formulierung:
3
- 4
mg/kg/Tag
in 1
Dosis für 10 Tage.
Alternativ: 1-1,5 mg/kg/Tag in 1 Dosis für 21 Tage.
Bei bleibender Immunschwäche ist eine sekundäre Prophylaxe zur Vorbeugung eines Rückfalls indiziert. Rücksprache mit einem Experten hinsichtlich Typ, Dosierung und Intervall der sekundären Prophylaxe.
Liposomale Formulierung:
50
mg/Dosis
einmal wöchentlich.
Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate
Anpassung bei Nierenfunktionsstörung wie angegeben:
GFR 50-80 ml/min/1.73 m2
Es ist keine Anpassung der Dosierung erforderlich.
GFR 30-50 ml/min/1.73 m2
Es ist keine Anpassung der Dosierung erforderlich.
GFR 10-30 ml/min/1.73 m2
Konventionelles Amphotericin B ist kontraindiziert bei schwerer Niereninsuffizienz. Liposomale oder Lipidformulierungen sowie kolloidale Dispersionen von Amphotericin B können gegeben werden, ohne dass die Dosis angepasst werden muss.
GFR < 10 ml/min/1.73 m2
Es kann keine allgemeingültige Empfehlung gegeben werden.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern
Das Nebenwirkungsprofil ist bei Kindern mit dem von Erwachsenen vergleichbar.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein
AMPHOTERICIN B (KONVENTIONELL):
Anämie, Hypokaliämie, Hypomagnesämie, Appetitlosigkeit, Kopfschmerzen, Hypotonie, Dyspnoe, Brechreiz, Erbrechen, Durchfall, abnorme Leberwerte, Hautausschlag, Azotämie, Hyposthenurie, renale tubuläre Azidose, Nephrokalzinose, akutes Nierenversagen, Schüttelfrost, Fieber, Hautrötung mit Hitzegefühl (Flush), Schmerzen an der Injektionsstelle mit oder ohne Phlebitis und Thrombophlebitis, Erhöhung der Serumkreatininwerte
Die vollständige Auflistung aller unerwünschten Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Kontraindikationen allgemein
AMPHOTERICIN B (KONVENTIONELL):
Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder sonstige Bestandteile, es sei denn, dass nach Meinung des Arztes die Vorteile der Gabe von Amphotericin B die Risiken einer Überempfindlichkeit überwiegen
Schwere Leber- und Niereninsuffizienz
AMPHOTERICIN B (LIPOSOMAL):
Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der anderen Bestandteile, außer wenn nach Meinung des Arztes die zu behandelnde Infektion lebensbedrohlich ist und nur mit liposomalem Amphotericin B behandelt werden kann
Die vollständige Auflistung aller Gegenanzeigen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein
AMPHOTERICIN B (KONVENTIONELL):
Die Behandlung mit Amphotericin B sollte nur bei progressiven, potentiell lebensbedrohlichen Pilzinfektionen eingeleitet werden.
In speziellen Fällen (z.B. Coccidioidomykose-Meningitis) ist eine systemische und intrathekale Verabreichung nötig.
Kurze Infusionszeiten wurden mit Hypotonie, Hypo- und Hyperkaliämie, Arrhythmie und Schock in Verbindung gebracht.
Wenn die verschrieben Dosis 1,5 mg/kg überschreitet, muss Produktname und Dosis überprüft werden, um Verwechslungen der diversen Formulierungen zu vermeiden. Unter keinen Umständen soll die Tagesdosis von konventionellem Amphotericin B mehr als 1,5 mg/kg/Tag betragen.
Während der Behandlung muss eine Kontrolle der Nierenfunktion, der Leberfunktion, des Blutbildes und der Serumelektrolyte (besonders Magnesium und Kalium) erfolgen. Das Serumkreatinin sollte 3 mg/100 ml, der Harnstoffstickstoff 40 mg/100 ml nicht übersteigen.
Bei den meisten Patienten treten zu Therapiebeginn schon bei therapeutischen Dosierungen Unverträglichkeitsreaktionen auf.
Heparin, eine alternative Injektionsstelle und die Benutzung möglichst kleiner Verweilkanülen und die Infusion an abwechselnden Tagen können die Häufigkeit einer Thrombophlebitis verringern.
Extravasation kann zu chemischer Irritation führen.
Wird die Behandlung für mehr als 7 Tage unterbrochen, soll die Therapie in der niedrigsten Dosis (z.B. 0,25 mg/kg) wieder begonnen und schrittweise erhöht werden.
Bei Patienten nach Ganzkörperbestrahlung wurde unter Amphotericin B über Einzelfälle von Leukoenzephalopathie berichtet.
Die Supplementierung von Natrium vor der Verabreichung von Amphotericin B kann die Nephrotoxizität vermindern oder sogar verhindern.
AMPHOTERICIN B (LIPOSOMAL):
Anaphylaktische und anaphylaktoide Reaktionen können auftreten.
Infusionsassoziierte Reaktionen wie Fieber, Schüttelfrost, Dyspnoe und Schmerzen der Skelettmuskulatur sind möglich. Diese nehmen in der Regel an Häufigkeit und Ausprägung unter Fortführung der Therapie ab. Eine Verlangsamung der Infusionsdauer und Prämedikation mit üblichen Dosen an Antipyretika wie Paracetamol und/oder Antihistaminika wie Diphenhydramin bzw. niedrig dosierten Corticosteroiden können diese vermeiden oder vermindern.
Unerwünschte Nierenreaktionen sind (seltener als bei konventionellem Amphotericin B) möglich. Bei signifikanter Abnahme der Nierenfunktion oder einer Verschlechterung anderer Parameter, ist eine Dosisreduktion, eine Unterbrechung oder ein Abbruch der Behandlung in Erwägung zu ziehen.
Nieren- und Leberfunktion und Hämatopoese sollten durch regelmäßige Laboruntersuchungen überprüft werden. Überwachung der Serumelektrolyte, insbesondere Magnesium und Kalium, wird empfohlen.
Auf Grund des Risikos für Hypokaliämie kann während der Behandlung eine ausreichende Kaliumsubstitution erforderlich sein.
Bei Patienten, die konventionelles Amphotericin B während oder kurz nach Leukozytentransfusionen erhalten haben, wurde über eine akute Lungentoxizität berichtet. Ein möglichst langer Abstand zwischen der Verabreichung wird auch für Amphotericin B Liposomal empfohlen.
Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Wechselwirkungen
Additive Nephrotoxizität bei gleichzeitiger Verabreichung anderer nephrotoxischer Arzneistoffe wie Ciclosporin, Vancomycin, Aminoglykosiden oder Cisplatin
Synergistische Wirkung gemeinsam mit Flucytosin bei zeitgleicher Toxizitätssteigerung von Flucytosin
Antineoplastische Substanzen (z.B. Stickstofflost) können das Potential für renale Schädigungen, Bronchospasmus und Hypotonie erhöhen und sollten deshalb nur mit äußerster Vorsicht verabreicht werden
Foscarnet und Ganciclovir können die hämatologischen (Thrombozytopenie und Leukozytopenie) und renalen Nebenwirkungen verstärken
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.
Cheplapharm, SmPC Amphotericin B 50 mg Plv. z. Herst. e. Inf.lsg. (14538), https://www.univadis.at/, 01/2019
Baley, JE, et al., Pharmacokinetics, outcome of treatment, and toxic effects of amphotericin B and 5-fluorocytosine in neonates, https://www.univadis.at/, 1990, 116(5), 791-7
Benson, JM, et al., Pharmacokinetics of amphotericin B in children, Antimicrob Agents Chemother, 1989, 33(11), 1989-93
Koren, G, et al., Pharmacikinetics and adverse effects of amphotericin B in infants and children, J Pediatr, 1988, 113(3), 559-63
Hope, WW, et al., ESCMID guiedline for the diagnosis and management of Candida diseases 2012: prevention and management of invasive infections in neonates and children caused by Candida spp., https://www.escmid.org/escmid_publications/medical_guidelines/escmid_medical_guidelines/, 2012
Warris, A, et al., ESCMID-ECMM guideline: diagnosis and management of invasive aspergillosis in neonates and children, https://www.escmid.org/escmid_publications/medical_guidelines/escmid_medical_guidelines/, 2019
Starke, JR, et al., Pharmacokinetics of amphotericin B in infants and children, J Infect Dis, 1987, 155(4), 766-74
Holler, B, et al., Effects of fluid and electrolyte management on amphotericin B-induced nephrotoxicity among extremely low birth weight infants, Pediatrics, 2004, 113(6), 608-16
Turcu, R, et al., Influence of sodium intake on amphotericin B-inducednephrotoxicity among extremely premature infants, Pediatr Nephrol, 2009, 24, 497–505
Lannos, A, et al., Effet of salt supplementation on amphotericin B nephrotoxicity, Kidney Int, 1991, 40(2), 302-8
Nath, CE, et al., Population pharmacokinetics of amphotericin B in children with malignant diseases, Br J Clin Pharmacol, 2001, 52(6), 671-80
Pane ZD et al, Therapeutic strategies for invasive fungal infections in neonatal and pediatric patients: an update, Expert Opin Pharmacother, 2015, Apr;16(5), 693-10
Gilead, SmPC Ambisome 50 mg Plv. z. Hest. e. Inf.lsg. (1-20606), 06/2018
Änderungsverzeichnis
01 September 2020 17:22: Neue Monographie "Amphotericin B (konventionell)"