Methylthioninium

Wirkstoff
Methylthioninium
Handelsname
ATC-Code
V03AB17
Dosierungen
Nierenfunktionsstörungen

Darreichungsformen und Hilfsstoffe
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen

Überdosierung
Pharmakodynamik und -kinetik

Zulassung
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Antidot; Methylthioniniumchlorid (auch als Methylenblau bezeichnet) beschleunigt in niedriger Konzentration die Konversion von Methämoglobin zu Hämoglobin.

Pharmakokinetik bei Kindern

Keine Informationen

Zulassung der Dosierungsempfehlungen in Kindermedika.at

  • Methämoglobinämie
    • Intravenös
      • On-label
  • Durch Anilin oder Dapson induzierte Methämoglobinämie

    • Intravenös

      • On-label

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Intravenös, zur akuten symptomatischen Behandlung einer durch Arzneimittel und Chemikalien induzierten Methämoglobinämie

Neugeborene und Säuglinge bis 3 Monate:
Empfohlene Dosis: 0,3 – 0,5 mg/kg, über 5 Minuten
Wiederholungsdosis: 0,3 – 0,5 mg/kg, kann 1 Stunde nach der 1. Dosis verabreicht werden 

Säuglinge über 3 Monate, Kinder, Jugendliche und Erwachsene:
Übliche Dosis: 1 – 2 mg/kg, über 5 Minuten
Wiederholungsdosis: 1 – 2 mg/kg, kann 1 Stunde nach der 1. Dosis verabreicht werden
Empfohlene kumulative Höchstdosis für die Behandlung: 7 mg/kg, bei durch Anilin oder Dapson induzierter Methämoglobinämie 4 mg/kg

(SmPC Methylthioniniumchlorid Proveblue)

Die aktuellen Fachinformationen können unter https://www.ema.europa.eu abgerufen werden.

Präparate im Handel

Injektionslösung 5 mg/mL

Der Wirkstoff ist in der Injektionslösung in Form von Methylthioniniumchlorid enthalten. Die angegebene Stärke bezieht sich auf Methylthioniniumchlorid.

Anwendungshinweis:

Zur intravenösen Anwendung. Sehr langsam über einen Zeitraum von 5 Minuten injizieren. Keine subkutane oder intrathekale Injektion. 
Die Injektionslösung ist hypotonisch und kann ev. verdünnt werden, um lokale Schmerzen zu vermeiden, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen (Details siehe SmPC). 

Für Kinder potentiell problematische Hilfsstoffe:

Die verfügbare Injektionslösung enthält: -

Detaillierte Informationen zu einzelnen Präparaten entnehmen Sie bitte den Fachinformationen. 

 

Weitere praktische Informationen/ Verfügbarkeit

Meldungen zu Vertriebseinschränkungen von Arzneispezialitäten in Österreich (BASG)

Dosierungen

Methämoglobinämie
  • Intravenös
    • Neugeborene
      [2]
      • 0,3 - 0,5 mg/kg/Dosis, Bolus über 5 min.
      • Bei Bedarf nach 1 Stunde wiederholen. 

    • 1 Monat bis 3 Monate
      • 0,3 - 0,5 mg/kg/Dosis, Bolus über 5 min.
      • Bei Bedarf nach 1 Stunde wiederholen. 

    • 3 Monate bis 18 Jahre
      [2]
      • 1 - 2 mg/kg/Dosis, Bolus über 5 min. Maximale kumulative Dosis: 7 mg/kg/Tag.
      • Bei Bedarf nach 1 Stunde wiederholen. 

Durch Anilin oder Dapson induzierte Methämoglobinämie
  • Intravenös
    • Neugeborene
      [2]
      • 0,3 - 0,5 mg/kg/Dosis, Bolus über 5 min.
      • Bei Bedarf nach 1 Stunde wiederholen. 

    • 1 Monat bis 3 Monate
      • 0,3 - 0,5 mg/kg/Dosis, Bolus über 5 min.
      • Bei Bedarf nach 1 Stunde wiederholen. 

    • 3 Monate bis 18 Jahre
      [2]
      • 1 - 2 mg/kg/Dosis, Bolus über 5 min. Maximale kumulative Dosis: 4 mg/kg/Tag.
      • Bei Bedarf nach 1 Stunde wiederholen. 

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

  • eGFR 60-89 ml/min/1,73m2: Keine Dosisanpassung erforderlich
  • eGFR 30-59 ml/min/1,73m2: 1-2 mg/kg/Dosis. Bei Bedarf wiederholen. Maximale kumulative Dosis: 2 mg/kg/Tag
  • eGFR 15-29 ml/min/1,73m2: Einzeldosis: 1 mg/kg/Dosis. Maximale kumulative Dosis: 1 mg/kg/Tag

Säuglinge < 3 Monate:

  • eGFR 15-59 ml/min/1,73m2mit Vorsicht anwenden, da keine Daten vorliegen und Methylthioniniumchlorid überwiegend über die Nieren ausgeschieden wird. Niedrigere maximale kumulative Dosen (< 0,5 mg/kg Körpergewicht) können in Betracht gezogen werden

 

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Die Nebenwirkungen bei Kindern sind ähnlich wie bei Erwachsenen. Hyperbilirubinämie wurde bei Säuglingen beobachtet. 

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Sehr häufig (≥ 10%): Schwindel, Parästhesie, Geschmacksstörung, Übelkeit, Hautverfärbung (blau), Schwitzen, Chromaturie (blaugrün), Schmerzen in einer Extremität

Häufig (1-10%): Kopfschmerzen, Angst, Erbrechen, Bauchschmerzen, Thoraxschmerzen, Schmerzen an der Injektionsstelle

Häufigkeit nicht bekannt: Methämoglobinämie, hämolytische Anämie, anaphylaktische Reaktionen, Verwirrtheitszustand, Agitation, Tremor, Fieber, Aphasie, Serotoninsyndrom bei gleichzeitiger Anwendung serotonerger Arzneimittel, Mydriasis, Herzrhythmusstörungen, Tachykardie, Hypertonie, Hypotonie, Dyspnoe, Tachypnoe, Hypoxie, Stuhlverfärbung (blaugrün), Urtikaria, Phototoxizität/Photosensitivität, lokale Gewebsnekrose an der Injektionsstelle, Hämoglobin erhöht

Die vollständige Auflistung aller unerwünschten Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

 

Kontraindikationen allgemein

  • Überempfindlichkeit gegen andere Thiazinfarbstoffe
  • Patient*innen mit Glucose-6-phosphat-Dehydrogenase (G6PD) Mangel aufgrund des Risikos einer hämolytischen Anämie
  • Patient*innen mit durch Nitrit induzierter Methämoglobinämie während der Behandlung von Zyanid-Vergiftung
  • Patient*innen mit Methämoglobinämie durch Chloratvergiftung
  • Mangel an NADPH (Nicotinamid-adenin-dinucleotid-phosphat)-Reduktase

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Kann Hämolyse verursachen. Kinder unter 3 Monaten haben niedrigere Konzentrationen von NADPH-Methämoglobin-Reduktase, wodurch sie anfälliger für eine durch hohe Dosen von Methylthioniniumchlorid ausgelöste Methämoglobinämie sind.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Allgemeine Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen entnehmen Sie bitte den aktuellen Fachinformationen (https://www.ema.europa.eu).

Wechselwirkungen

Diese Informationen werden im Moment recherchiert und baldmöglichst zur Verfügung gestellt.
Bitte beachten Sie die aktuellen Fachinformationen.

ALLE ÜBRIGEN THERAPEUTISCHEN MITTEL

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Antidote

Flumazenil

Anexate®, diverse Generika
V03AB25
V03AB33

Kaliumjodid

Kaliumjodid G.L.®
V03AB21

Naloxon

Nyxoid®
V03AB15

Physostigmin

Anticholium®
V03AB19
V03AB14

Sugammadex

Bridion®
V03AB35
Eisen-Chelatbildner

Deferasirox

Exjade®
V03AC03

Deferipron

Ferriprox®
V03AC02

Deferoxamin

Desferal®
V03AC01
Mittel zur Behandlung der Hyperkaliämie und Hyperphosphatämie
V03AE07

Polystyrolsulfonsäure

Resonium A®
V03AE01

Sevelamer

Renvela®, Sevelamercarbonat, diverse Generika
V03AE02
Entgiftungsmittel für die Behandlung mit Zytostatika

Folinsäure

Calciumfolinat, Leucovorin, diverse Generika
V03AF03

Rasburicase

Fasturtec®
V03AF07

Referenzen

  1. Driscoll W, et al, Effect of methylene blue on refractory neonatal hypotension, J Pediatr, 1996, Dec;129(6), 904-8
  2. PROVEPHARM SAS, SmPC Methylthionine Proveblue (EU/1/11/682) REV 25; 15-12-2022, https://www.ema.europa.eu
  3. Provepharm, SmPC Methylthioniniumchlorid Proveblue 5 mg/ml Injlsg (EU/1/11/682/001-003), Rev. 29, 14-03-2024, aufgerufen am 05.03.2025

Änderungsverzeichnis

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung

Bei schwerer Überdosierung (20-30 mg/kg) bei Säuglingen und Erwachsenen mit durch Anilin oder Chlorate verursachter Methämoglobinämie wurde auch eine hämolytische Anämie beobachtet.
Bei Säuglingen wurde nach Verabreichung von 20 mg/kg Methylthioniniumchlorid eine Hyperbilirubinämie beobachtet.
Zwei Säuglinge verstarben nach Verabreichung von 20 mg/kg Methylthioniniumchlorid. Bei beiden Säuglingen lagen komplexe medizinische Umstände vor, und sie sprachen nur teilweise auf Methylthioniniumchlorid an.
(SmPC Methylthioniniumchlorid Proveblue)