Levofloxacin

Wirkstoff
Levofloxacin
Handelsname
Tavanic®
ATC-Code
J01MA12
Dosierungen
Nierenfunktionsstörungen

Darreichungsformen und Hilfsstoffe
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Pharmakodynamik und -kinetik

Zulassung
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Levofloxacin ist ein synthetisches Antibiotikum aus der Gruppe der Fluorchinolone. Als Fluorchinolon-Antibiotikum wirkt Levofloxacin auf den DNS-/DNS-Gyrase-Komplex und die Topoisomerase IV.

In der Regel empfindliche Keime: Bacillus anthracis, Staphylococcus aureus Methicillin-sensibel, Staphylococcus saprophyticus, Streptokokken Gruppe C und G, Streptococcus agalactiae, Streptococcus pneumoniae, Streptococcus pyogenes, Eikenella corrodens, Haemophilus influenzae, Haemophilus parainfluenzae, Klebsiella oxytoca, Moraxella catarrhalis, Pasteurella multocida, Proteus vulgaris, Providencia rettgeri, Peptostreptococcus, Chlamydophila pneumoniae, Chlamydophila psittaci, Chlamydia trachomatis, Legionella pneumophila, Mycoplasma pneumoniae, Mycoplasma hominis, Ureaplasma urealyticum

Erworbene Resistenzen können ein Problem bei folgenden Keimen darstellen: Enterococcus faecalis, Staphylococcus aureus Methicillin-resistent, Koagulase-negative Staphylococcus spp., Acinetobacter baumannii, Citrobacter freundii, Enterobacter aerogenes, Enterobacter cloacae, Escherichia coli, Klebsiella pneumoniae, Morganella morganii, Proteus mirabilis, Providencia stuartii, Pseudomonas aeruginosa, Serratia marcescens, Bacteroides fragilis

Unempfindlich: Enterococcus faecium

Pharmakokinetik bei Kindern

Aus der Studie von Chien et al. geht hervor, dass die Clearance (L/h/kg) von Levofloxacin mit zunehmendem Alter abnimmt.

Alter 6 Monate -1 Jahr 2-4 Jahre 5-9 Jahre 10-11 Jahre 12-15 Jahre
IV 0,35 0,32 0,25 0,19 0,18
Oral 0,31 0,28 0,26 0,20 0,17

Außerdem wurden nach einer einmaligen Dosis von 7 mg/kg (max. 500 mg/Dosis) die folgenden kinetischen Parameter ermittelt (Chien):

  Oral IV
Cmax (mg/L) 3,99-4,76 5,19-7,3
T½ (Stunden) 4,6-5,8 4-6
Tmax (Stunden) 1,3-1,9 1
Vd (L/kg) 1,40-2,32 1,44-1,57

Zulassung der Dosierungsempfehlungen in Kindermedika.at

  • Bakterielle Infektionen
    • Oral/Intravenös
      • Off-label
  • Schwere bakterielle Infektionen
    • Oral/Intravenös
      • Off-label

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Keine Arzneispezialität für Kinder in Österreich zugelassen

Die aktuellen Fachinformationen können unter https://aspregister.basg.gv.at/ abgerufen werden.

Präparate im Handel

Filmtabletten 250 mg, 500 mg
Infusionslösung 5 mg/ml

Levofloxacin ist in den verfügbaren Darreichungsformen als Levofloxacinhemihydrat enthalten. Die angegebene Stärke bezieht sich auf Levofloxacin.

Anwendungshinweis:

Die Einnahme der Filmtabletten kann während oder zwischen den Mahlzeiten erfolgen. Es sollten mindestens 2 Stunden Abstand eingehalten werden zur Einnahme von Eisensalzen, Zinksalzen, magnesium- oder aluminiumhaltigen Antazida, Didanosin (gilt nur für Formulierungen, die mit aluminium- oder magnesiumhaltigen Puffersubstanzen versehen sind) oder Sucralfat, da sonst eine Reduktion der Resorption auftreten kann.

Die Infusionslösung wird langsam intravenös infundiert.

Für Kinder potentiell problematische Hilfsstoffe:

Die Filmtabletten enthalten - je nach Hersteller - Lactose, Polysorbat 80
Die Infusionslösung enthält: -

Detaillierte Informationen zu einzelnen Präparaten entnehmen Sie bitte den Fachinformationen.

Weitere praktische Informationen/ Verfügbarkeit

Meldungen zu Vertriebseinschränkungen von Arzneispezialitäten in Österreich (BASG)

Dosierungen

Bakterielle Infektionen
Schwere bakterielle Infektionen

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

Oral:
GFR 50-80 ml/min/1.73 m2: Keine Anpassung erforderlich
GFR 30-50 ml/min/1.73 m2: 100% der normalen Einzeldosis und Intervall zwischen zwei Verabreichungen: 24 h.
GFR 10-30 ml/min/1.73 m2: 50% der normalen Einzeldosis und Intervall zwischen zwei Verabreichungen: 24 h.
GFR < 10 ml/min/1.73 m2Es kann keine allgemeingültige Empfehlung gegeben werden.

Intravenös:
GFR 50-80 ml/min/1.73 m2: Keine Anpassung erforderlich
GFR 30-50 ml/min/1.73 m2:
100% der normalen Einzeldosis und Intervall zwischen zwei Verabreichungen: 48 h
ODER
50% der normalen Einzeldosis und Intervall zwischen zwei Verabreichungen: 24 h
GFR 10-30 ml/min/1.73 m2:
50% der normalen Einzeldosis und Intervall zwischen zwei Verabreichungen: 48 h
ODER
25% der normalen Einzeldosis und Intervall zwischen zwei Verabreichungen: 24 h
GFR < 10 ml/min/1.73 m2: Es kann keine allgemeingültige Empfehlung gegeben werden.

Klinische Konsequenzen

Neurologische Nebenwirkungen von Chinolonen sind Kopfschmerzen, Schwindel, Benommenheit, Parästhesie, periphere Neuropathie, periphere sensorische Störungen, Sehstörungen und Verwirrung. Diese Beschwerden sind gewöhnlich reversibel und dosisabhängig. In seltenen Fällen wurden Konvulsionen verzeichnet, vor allem bei Patient*innen mit Epilepsie oder zerebrovaskulärer Insuffizienz in der Anamnese.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Übelkeit, Diarrhoe, Erbrechen, Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, Schwindel, allergische Hautreaktionen, Anstieg der Leberenzymwerte, Blutbildabweichungen, Konvulsionen und Myalgie. Des Weiteren Arthralgie, Tendinopathie, Arthritis und anormales Gehen. Diese muskuloskelettalen Nebenwirkungen sind reversibler Art und treten bei Kindern, die mit Levofloxacin behandelt worden sind häufiger auf als bei Kindern, die mit einem anderen Antibiotikum behandelt wurden (Noel et al.).
Aus Tierversuchen geht hervor, dass die Verwendung von Fluorochinolonen bei jungen Versuchstieren Abweichungen in der Knorpelbildung verursacht. Diese Abweichungen wurden in der Studie an Kleinkindern nicht nachgewiesen.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Häufig (1-10%): Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Benommenheit, Diarrhö, Erbrechen, Übelkeit, erhöhte Leberenzymwerte (ALT/AST, alkalische Phosphatase, GGT),
nach i. v. Applikation: Reaktionen an der Infusionsstelle (Schmerzen, Rötung), Phlebitis

Gelegentlich (0,1-1%): Pilzinfektion, einschließlich Candida-Infektion, Erregerresistenz, Leukopenie, Eosinophilie, Anorexie, Angstzustände, Verwirrtheit, Nervosität, Schläfrigkeit, Tremor, Geschmacksstörungen, Vertigo, Dyspnoe, Abdominalschmerzen, Dyspepsie, Blähungen, Obstipation, erhöhte Bilirubinwerte, Exanthem, Pruritus, Urtikaria, Hyperhidrose, Arthralgie, Myalgie, erhöhte Serumkreatininwerte, Asthenie

Selten (0,1-0,01%): Thrombozytopenie, Neutropenie, Angioödem, Überempfindlichkeitsreaktionen, Syndrom der inadäquaten Sekretion des antidiuretischen Hormons (SIADH), Hypoglykämie, insbesondere bei Diabetikern, hypoglykämisches Koma, psychotische Reaktionen (mit z. B. Halluzinationen, Paranoia), Depression, Agitation, abnorme Träume, Albträume, Delirium, Krampfanfälle, Parästhesien, eingeschränktes Erinnerungsvermögen, Sehstörungen wie Verschwommensehen, Tinnitus, Tachykardie, Palpitationen, Hypotonie, Arzneimittelreaktion mit Eosinophilie und systemischen Symptomen (DRESS), fixes Arzneimittelexanthem, Sehnenbeschwerden, einschließlich Tendinitis (z. B. Achillessehne), Muskelschwäche, die bei Patienten mit Myasthenia gravis von besonderer Bedeutung sein kann, akutes Nierenversagen (z. B. bei interstitieller Nephritis), Fieber

Häufigkeit nicht bekannt: Panzytopenie, Agranulozytose, hämolytische Anämie, anaphylaktischer Schock, anaphylaktoider Schock, Hyperglykämie, psychotische Reaktionen mit selbstgefährdendem Verhalten, einschließlich suizidaler Gedanken und Handlungen, periphere sensorische Neuropathie, periphere sensomotorische Neuropathie, Geruchsstörungen, einschließlich Geruchsverlust, Dyskinesie, extrapyramidale Störungen, Ageusie, Synkopen, benigne intrakranielle Hypertonie, vorübergehender Sehverlust, Uveitis, Hörverlust, Hörstörungen, ventrikuläre Tachykardie, die zum Herzstillstand führen kann, ventrikuläre Arrhythmie und Torsade de pointes (vorwiegend berichtet bei Patienten mit Risikofaktoren für eine QT-Verlängerung), EKG QT-Verlängerung, Bronchospasmus, allergische Pneumonitis, hämorrhagische Diarrhö, welche in sehr seltenen Fällen ein Hinweis auf eine Enterokolitis, einschließlich pseudomembranöser Kolitis, sein kann, Pankreatitis, Gelbsucht und schwere Leberschäden, einschließlich Fällen von letalem akutem Leberversagen, insbesondere bei Patienten mit schweren Grunderkrankungen, Hepatitis, toxische epidermale Nekrolyse, Stevens-Johnson-Syndrom, Erythema multiforme, Photosensibilitätsreaktionen, Rhabdomyolyse, Sehnenriss (z. B. Achillessehne), Bänderriss, Muskelriss, Arthritis, Schmerzen (einschließlich Schmerzen im Rücken, in der Brust und in den Extremitäten)

Die vollständige Auflistung aller unerwünschten Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen bei Kindern

Überempfindlichkeit gegen Chinolone, verlängertes QTc-Intervall, Epilepsie, Sehnenerkrankungen im Zusammenhang mit der Anwendung von Fluorchinolonen

Kontraindikationen allgemein

  • Überempfindlichkeit gegen Chinolone
  • Epilepsie
  • anamnestisch bekannte Sehnenbeschwerden nach früherer Anwendung von Fluorchinolonen
  • bei Kindern und Jugendlichen in der Wachstumsphase
  • während der Schwangerschaft
  • während der Stillzeit

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Beim Einsatz von Chinolonen bei Kindern in der Wachstumsphase ist Vorsicht geboten. Die Anwendung sollte auf Fälle beschränkt werden, in denen keine alternativen Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen.

In tierexperimentellen Studien wurde bei jungen Hunden bei sehr hohen Dosen Arthropathie in unterschiedlichem Ausmaß beobachtet. Bei Menschen wurde diese Nebenwirkung nicht beobachtet; daher werden Fluorchinolone bei Kindern in zunehmendem Maße eingesetzt, wenn keine therapeutischen Alternativen zur Verfügung stehen oder wenn ernsthafte Einwände gegen die Verwendung bestimmter anderer Breitbandantibiotika bestehen.

Fluorchinolone sind "Reserveantibiotika". Um die Entwicklung von Resistenzen zu vermeiden, sollten sie nur in Situationen eingesetzt werden, in denen andere antimikrobielle Mittel keine ausreichende Wirkung erzielen.

Vorsicht ist geboten bei Kindern mit einer Neigung zu Krampfanfällen und bei Kindern mit einem bekannten Risiko für eine Verlängerung des QT-Intervalls.

Bei Anwendung von Fluorchinolonen (peroral, über die Lunge (als Inhalation) oder als Injektion) besteht ein erhöhtes Risiko für langfristige und irreversible Schäden an Muskeln, Sehnen, Knochen und dem Nervensystem. Vorsicht ist geboten bei der Verordnung von Fluorchinolonen bei Patient*innen mit Nierenproblemen, bei Patient*innen mit zurückliegender Organtransplantation, oder bei Patient*innen, die mit einem systemischen Corticosteroid behandelt werden. Bei diesen Patient*innen kann das Risiko für eine durch Fluorchinolon-induzierte Tendinitis und Sehnenverletzung erhöht sein.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Allgemeine Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen entnehmen Sie bitte den aktuellen Fachinformationen (https://aspregister.basg.gv.at/).

Wechselwirkungen

Diese Informationen werden im Moment recherchiert und baldmöglichst zur Verfügung gestellt.
Bitte beachten Sie die aktuellen Fachinformationen.

CHINOLONE

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Fluorchinolone

Ciprofloxacin

Ciproxin®, diverse Generika
J01MA02

Norfloxacin

Floxacin®
J01MA06
J01MA01

Referenzen

  1. Danisovicová A, et al, Magnetic resonance imaging in children receiving quinolones: no evidence of quinolone-induced arthropathy. A multicenter survey, Chemotherapy, 1994, 40, 209-14
  2. Arguedas A, et al, An open-label, double tympanocentesis study of levofloxacin therapy in children with, or at high risk for, recurrent or persistent acute otitis media, Pediatr Infect Dis J, 2006, 25, 1102-9
  3. Bethell DB, et al, Effects on growth of single short courses of fluoroquinolones., Arch Dis Child, 1996, 74, 44-6
  4. Bradley JS, et al, Comparative study of levofloxacin in the treatment of children with community-acquired pneumonia, Pediatr Infect Dis J, 2007, 26, 868-78
  5. Chien S, et al, Levofloxacin pharmacokinetics in children, J Clin Pharmacol., 2005, 45, 153-60
  6. Noel GJ, et al, A randomized comparative study of levofloxacin versus amoxicillin/clavulanate for treatment of infants and young children with recurrent or persistent acute otitis media., Pediatr Infect Dis J., 2008, 27, 483-9
  7. Noel GJ, et al, Comparative safety profile of levofloxacin in 2523 children with a focus on four specific musculoskeletal disorders, Pediatr Infect Dis J., 2007, 26, 879-91
  8. Schaad UB, et al, Use of fluoroquinolones in pediatrics: consensus report of an International Society of Chemotherapy commission., Pediatr Infect Dis J, 1995, 14, 1-9
  9. Bradley JS et al. , Assessment of musculoskeletal toxicity 5 years after therapy with levofloxacin., Pediatrics. , 2014, Jul;134(1), e146-53
  10. Sanofi-Aventis, SmPC Tavanic tablet (RVG 21811,21812) 15-07-2013, www.geneesmiddeleninformatiebank.nl
  11. 1A Pharma, SmPC Levofloxacin - 1 A Pharma® Filmtabletten (70347.00.00/ 70348.00.00), 07/2015
  12. BfArM., Rote-Hand-Brief zu Fluorchinolon-Antibiotika. 08.04.2019. https://www.bfarm.de/SharedDocs/Risikoinformationen/Pharmakovigilanz/DE/RHB/2019/rhb-fluorchinolone.pdf;jsessionid=4D7FF38A3DCDA1F9795930B56FD1B5E8.2_cid329?__blob=publicationFile&v=3, zuletzt aufgerufen am 12.04.2019.
  13. Hartwig NC, et al, Vademecum pediatrische antimicrobiele therapie, 2005
  14. Bayer Int, DHPC Fluorochinolonen, 29 maart 2019
  15. sanofi-aventis GmbH, SmPC Tavanic Filmtabletten 250mg (1-22319), aufgerufen am 21.06.2022, https://aspregister.basg.gv.at/aspregister/
  16. sanofi-aventis GmbH, SmPC Tavanic Infusionsflasche (1-22321), aufgerufen am 21.06.2022, https://aspregister.basg.gv.at/aspregister/
  17. BASG, DHPC Systemisch und inhalativ angewendete Chinolon- und Fluorchinolonhaltige Arzneispezialitäten 09.04.2019, aufgerufen am 14.07.2022, https://www.basg.gv.at/fileadmin/redakteure/06_Gesundheitsberufe/DHPC/2019/190409_Fluorchinolone.pdf
  18. European Committee on Antimicrobial Susceptibility Testing - EUCAST, Clinical breakpoints - breakpoints and guidance, https://www.eucast.org/clinical_breakpoints, Jan 2, 2023
  19. Dutch Working Party on Antibiotic Policy (SWAB) - Special Interest Group Pediatrics, Expert opinion on high dosing for infections caused by microorganisms susceptible to increased doses, Dec 6, 2022

Änderungsverzeichnis

  • 26 August 2022 15:49: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung