Norfloxacin

Wirkstoff
Norfloxacin
Handelsname
Floxacin®
ATC-Code
J01MA06
Dosierungen
Nierenfunktionsstörungen

Darreichungsformen und Hilfsstoffe
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Pharmakodynamik und -kinetik

Zulassung
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Norfloxacin ist ein bakterizid wirkendes Antibiotikum aus der Gruppe der Fluorchinolone. Der Wirkungsmechanismus beruht auf einer Störung der DNS-Synthese durch Hemmung der bakteriellen Topoisomerase II (Gyrase) und Topoisomerase IV.

Üblicherweise empfindliche Spezies: Staphylococcus saprophyticus, Enterobacter aerogenes, Enterobacter cloacae, Proteus vulgaris, Serratia marcescens

Spezies, bei denen erworbene Resistenzen ein Problem bei der Anwendung darstellen können: Enterococcus faecalis, Staphylococcus aureus (Methicillin sensibel), Citrobacter freundii, Escherichia coli & Klebsiella oxytoca, Klebsiella pneumoniae, Morganella morganii, Proteus mirabilis, Pseudomonas aeruginosa

Von Natur aus resistente Spezies: Enterococcus faecium, Staphylococcus aureus (Methicillin resistent), Streptococcus agalactiae, Stenotrophomonas maltophilia, Chlamydia trachomatis, Mycoplasma hominis, Ureaplasma urealyticum

Pharmakokinetik bei Kindern

Es sind nur Abstracts japanischer Studien aus 1990 verfügbar. Diese zeigen, dass die T1/2 bei Kindern zwischen 1,7-4 h variiert.

Zulassung der Dosierungsempfehlungen in Kindermedika.at

  • Prophylaxe bei rezidivierenden Harnwegsinfektionen
    • Oral
      • Off-label
  • Komplizierte Harnwegsinfektion
    • Oral
      • Off-label

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Keine Arzneispezialität für Kinder in Österreich zugelassen

Die aktuellen Fachinformationen können unter https://aspregister.basg.gv.at/ abgerufen werden.

Präparate im Handel

Filmtabletten 400 mg

Anwendungshinweis:

Die Einnahme der Filmtabletten sollte zusammen mit ausreichend Flüssigkeit (z.B. 1 Glas Wasser) mindestens 1 Stunde vor oder 2 Stunden nach einer Mahlzeit bzw. dem Genuss von Milch erfolgen.

Für Kinder potentiell problematische Hilfsstoffe:

Die verfügbaren Filmtabletten enthalten: Propylenglycol

Detaillierte Informationen zu einzelnen Präparaten entnehmen Sie bitte den Fachinformationen.

Weitere praktische Informationen/ Verfügbarkeit

Meldungen zu Vertriebseinschränkungen von Arzneispezialitäten in Österreich (BASG)

Dosierungen

Prophylaxe bei rezidivierenden Harnwegsinfektionen
  • Oral
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [10]
      • 2 - 5 mg/kg/Tag in 1 Dosis
Komplizierte Harnwegsinfektion
  • Oral
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [10]
      • 10 mg/kg/Tag in 2 Dosen. Max: 800 mg/Tag.

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

Prophylaxe HWI:
GFR 50-80 ml/min/1.73 m2: Keine Anpassung erforderlich
GFR 30-50 ml/min/1.73 m2: Keine Anpassung erforderlich
GFR 10-30 ml/min/1.73 m2: 50 % der normalen Einzeldosis und gleich bleibendes Intervall zwischen zwei Verabreichungen.
GFR < 10 ml/min/1.73 m2: Es kann keine allgemeingültige Empfehlung erteilt werden.

Komplizierte HWI:
GFR 50-80 ml/min/1.73 m2: Keine Anpassung erforderlich
GFR 30-50 ml/min/1.73 m2: Keine Anpassung erforderlich
GFR 10-30 ml/min/1.73 m2: 100 % der normalen Einzeldosis und Intervall zwischen zwei Verabreichungen: 24 h
GFR < 10 ml/min/1.73 m2: Es kann keine allgemeingültige Empfehlung erteilt werden.

Klinische Konsequenzen

Neurologische Nebenwirkungen von Chinolonen sind Kopfschmerzen, Schwindel, Benommenheit, Parästhesie, periphere Neuropathie, periphere sensorische Störungen, Sehstörungen und Verwirrung. Diese Beschwerden sind gewöhnlich reversibel und dosisabhängig. In seltenen Fällen wurden Konvulsionen verzeichnet, vor allem bei Patient*innen mit Epilepsie oder zerebrovaskulärer Insuffizienz in der Anamnese.

Bei Dialyse

Hämodialyse und peritoneale Dialyse: 100 % der normalen Einzeldosis und Intervall zwischen zwei Verabreichungen: 24 Stunden

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Aus Tierversuchen geht hervor, dass die Verwendung von Fluorochinolonen bei jungen Versuchstieren Abweichungen in der Knorpelbildung verursacht. Diese Abweichungen wurden in der Studie an Kleinkindern nicht nachgewiesen (Arico et al., Bhattacharya et al.).

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Häufig (1-10%): Leukopenie, Neutropenie, Eosinophilie. Kopfschmerzen, Schwindel, Benommenheit und Schläfrigkeit. Bauchschmerzen und -krämpfe, Übelkeit. Erhöhung der GOT (AST), GPT (ALT) und der alkalischen Phosphatase. Hautausschläge/Rash.

Gelegentlich (0,1-1%): Vaginale Candidiasis. Thrombozytopenie, verminderter Hämatokrit, Kristallurie und verlängerte Thromboplastinzeit (Quick Wert), hämolytische Anämie, gelegentlich in Verbindung mit einem Glukose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel, Überempfindlichkeitsreaktionen wie Anaphylaxie, Angioödem, Urtikaria, interstitielle Nephritis, Petechien, hämorrhagische Bullae, Papeln mit Vaskulitis, Veränderungen der Stimmungslage, Schlaflosigkeit, Schlafstörungen, Depression, Angstgefühl, Nervosität, Reizbarkeit, Euphorie, Desorientierung, Halluzinationen, Verwirrtheit, psychische Störungen einschließlich psychotischer Reaktionen. Müdigkeit, Parästhesien, Polyneuropathie einschließlich Guillain-Barré-Syndrom, Krampfanfälle, sowie mögliche Verschlechterung einer Myasthenia gravis, Sehstörung, vermehrter Tränenfluss. Tinnitus. Palpitation. Sodbrennen und Durchfall, Erbrechen, Appetitlosigkeit, Pankreatitis, Hepatitis, Erhöhung von Serum-Bilirubin. Schwere Hautreaktionen, exfoliative Dermatitis, Lyell-Syndrom und Erythema exsudativum multiforme/ Stevens-Johnson-Syndrom, Photosensibilisierung, Arthritis, Myalgie, Arthralgie, Tendinitis, Tendovaginitis. Erhöhung von Serum-Harnstoff und -Kreatinin

Selten (0,1-0,01%): pseudomembranöse Kolitis. Entzündungen der Achillessehne (Diese können zum Achillessehnenriss führen)

Sehr selten (< 0,01%): Agranulozytose, cholestatische Hepatitis, Lebernekrose, Rhabdomyolyse, Ausbruch oder Verschlimmerung einer Myasthenia gravis

Häufigkeit nicht bekannt: Syndrom der inadäquaten Sekretion des antidiuretischen Hormons (SIADH), hypoglykämisches Koma, Hypästhesie, ventrikuläre Arrhythmie und Torsade de Pointes (hauptsächlich berichtet bei Patienten mit Risikofaktoren für QT-Verlängerung), EKG-QT-Verlängerung, Leberversagen einschließlich tödlicher Fälle

Die vollständige Auflistung aller unerwünschten Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen allgemein

  • Überempfindlichkeit gegen verwandte Chinolonantibiotika oder gegen den Farbstoff Gelborange S (E 110)
  • Gleichzeitige Gabe von Norfloxacin und Tizanidin
  • Bei Patient*innen mit anamnestisch bekannter Sehnenentzündung und/oder -ruptur in Zusammenhang mit der Anwendung von Fluorchinolonen
  • Kinder und Jugendliche im Wachstum
  • Schwangere und stillende Frauen

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Vorsicht ist geboten beim Einsatz von Chinolonen bei Kindern in der Wachstumsphase. Die Anwendung sollte sich auf Fälle beschränken, in denen keine alternativen Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen.

Es wurden wenige Untersuchungen hinsichtlich der Sicherheit und Wirksamkeit von Norfloxacin bei Kindern durchgeführt. Die Anwendung dieses Arzneimittels ist Situationen vorzubehalten, in denen mit anderen antimikrobiellen Mitteln ein unzureichendes Ergebnis erzielt worden ist.

In tierexperimentellen Studien wurde bei jungen Hunden bei sehr hohen Dosen Arthropathie in unterschiedlichem Ausmaß beobachtet. Bei Menschen wurde diese Nebenwirkung nicht beobachtet; daher werden Fluorchinolone bei Kindern in zunehmendem Maße eingesetzt, wenn keine therapeutischen Alternativen zur Verfügung stehen oder wenn ernsthafte Einwände gegen die Verwendung bestimmter anderer Breitbandantibiotika bestehen.

Bei Anwendung von Fluorchinolonen (peroral, über die Lunge (als Inhalation) oder als Injektion) besteht ein erhöhtes Risiko für langfristige und irreversible Schäden an Muskeln, Sehnen, Knochen und dem Nervensystem. Vorsicht ist geboten bei der Verordnung von Fluorchinolonen bei Patient*innen mit Nierenproblemen, bei Patient*innen mit zurückliegender Organtransplantation, oder bei Patient*innen, die mit einem systemischen Corticosteroid behandelt werden. Bei diesen Patient*innen kann das Risiko für eine durch Fluorchinolon-induzierte Tendinitis und Sehnenverletzung erhöht sein. 

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Allgemeine Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen entnehmen Sie bitte den aktuellen Fachinformationen (https://aspregister.basg.gv.at/).

Wechselwirkungen

Diese Informationen werden im Moment recherchiert und baldmöglichst zur Verfügung gestellt.
Bitte beachten Sie die aktuellen Fachinformationen.

CHINOLONE

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Fluorchinolone

Ciprofloxacin

Ciproxin®, diverse Generika
J01MA02

Levofloxacin

Tavanic®
J01MA12
J01MA01

Referenzen

  1. Arico M, et al, Long-term magnetic resonance survey of cartilage damage in leukemic children treated with fluoroquinolones, Pediatr Infect Dis J, 1995, 14:, 713-4
  2. Bhattacharya K, et al, Double-blind, randomized clinical trial for safety and efficacy of norfloxacin for shigellosis in children, Acta Paediatr, 1997, 86, 319-20
  3. Koyle MA, et al, Pediatric urinary tract infections: the role of fluoroquinolones, Pediatr Infect Dis J, 2003, 22, 1133-7
  4. Iwai N, et al, Basic and clinical studies on norfloxacin in the pediatric field, Jpn J Antibiot, 1990, 43, 1629-48
  5. Toyonaga Y, et al, Laboratory and clinical studies on norfloxacin in the pediatric field., Jpn J Antibiot, 1990, 43, 808-25
  6. Nakazawa S, et al, Pharmacokinetic, bacteriological and clinical studies in the pediatric field on norfloxacin., Jpn J Antibiot, 1990, 43(5), 799-807
  7. Motohiro T, et al, Pharmacokinetics and clinical studies of norfloxacin in the pediatric field, Jpn J Antibiot, 1990, 43, 901-17
  8. Fujii R, et al, Evaluation of norfloxacin in the pediatric field. Pediatric Study Group for Norfloxacin, Jpn J Antibiot, 1990, 43, 181-215
  9. Mylan B.V., SmPC norfloxacine (RVG 29846) 20-10-2014, www.geneesmiddeleninformatiebank.nl
  10. Rademaker CMA et al. , Geneesmiddelen-formularium voor kinderen. [Arzneimittel-Formularium für Kinder], 2007
  11. STADA Arzneimittel, SmPC Floxacin Filmtabletten 400mg (1-23362), aufgerufen am 22.06.2022, https://aspregister.basg.gv.at/aspregister/
  12. BASG, DHPC Systemisch und inhalativ angewendete Chinolon- und Fluorchinolonhaltige Arzneispezialitäten 09.04.2019, aufgerufen am 14.07.2022, https://www.basg.gv.at/fileadmin/redakteure/06_Gesundheitsberufe/DHPC/2019/190409_Fluorchinolone.pdf

Änderungsverzeichnis

  • 25 August 2022 17:55: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung