Eculizumab

Wirkstoff
Eculizumab
Handelsname
Soliris®
ATC-Code
L04AA25
Dosierungen
Nierenfunktionsstörungen

Darreichungsformen und Hilfsstoffe
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Pharmakodynamik und -kinetik

Zulassung
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Eculizumab ist ein rekombinanter humanisierter monoklonaler IgG2/4k-Antikörper, der an das humane Komplementprotein C5 bindet und die Aktivierung des terminalen Komplements hemmt. Bei PNH-Patient*innen werden die unkontrollierte terminale Komplementaktivierung und die daraus resultierende komplementvermittelte intravaskuläre Hämolyse durch die Behandlung blockiert. Bei aHUS-Patient*innen werden die unkontrollierte terminale Komplementaktivierung und die daraus resultierende komplementvermittelte thrombotische Mikroangiopathie durch die Behandlung blockiert.

Pharmakokinetik bei Kindern

  Kind 10 kg Kind 30 kg Kind 70 kg
Cl (mL/Std.) 2,2 5,3 10,4
Vd (L) 1,2 2,76 5,23
T1/2 el 349 - 378 h (14,5-16 Tage) 349 - 378 h (14,5-16 Tage) 349 - 378 h (14,5-16 Tage)

Quelle:  SmPC; die Werte basieren auf einem PK-Modell, das pharmakokinetische Daten nach Mehrfachdosis von 22 pädiatrischen aHUS-Patienten berücksichtigt.

Zulassung der Dosierungsempfehlungen in Kindermedika.at

  • Atypisches Hämolytisch-Urämisches Symptom (aHUS), Paroxysmale Nächtliche Hämoglobinurie (PNH), C3-Glomerulopathien (C3G), Refraktäre generalisierte Myasthenia gravis (gMG)
    • Intravenös
      • On-label*

*C3-Glomerulopathien (C3G): Off-label

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Intravenös,

Zur Behandlung von Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen mit Paroxysmaler Nächtlicher Hämoglobinurie (PNH), Atypischem Hämolytisch-Urämischen Syndrom (aHUS), Refraktärer generalisierter Myasthenia gravis (gMG) bei Kindern ab 6 Jahren, die Acetylcholinrezeptor (AChR) Antikörper-positiv sind

Kinder und Jugendliche >40 kg:

PNH:
Induktionsphase: 600mg einmal wöchentlich in den ersten 4 Wochen
Erhaltungsphase: 900mg in Woche 5, gefolgt von 900mg alle 14±2 Tage
aHUS, gMG:
Induktionsphase: 900mg einmal wöchentlich in den ersten 4 Wochen
Erhaltungsphase: 1.200mg in Woche 5, gefolgt von 1.200mg alle 14 ± 2 Tage

Kinder und Jugendliche <40 kg:

PNH, aHUS, gMG:
30 bis <40kg:
Induktionsphase: 600mg wöchentlich x 2
Erhaltungsphase: 900mg in Woche 3; dann 900mg alle 2 Wochen
20 bis <30kg:
Induktionsphase: 600mg wöchentlich x 2
Erhaltungsphase: 600mg in Woche 3; dann 600mg alle 2 Wochen
10 bis <20kg:
Induktionsphase: 600mg wöchentlich x 1
Erhaltungsphase: 300mg in Woche 2; dann 300mg alle 2 Wochen
5 bis <10kg:
Induktionsphase: 300mg wöchentlich x 1
Erhaltungsphase: 300mg in Woche 2; dann 300mg alle 3 Wochen

(SmPC Soliris)

Die aktuellen Fachinformationen können unter ema.europa.eu abgerufen werden.

Präparate im Handel

Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung 300 mg (10 mg/ml)

Eculizumab ist ein humanisierter monoklonaler (IgG2/4κ)Antikörper, der durch rekombinante DNA-Technologie in Zelllinie NS0 hergestellt wird.

Anwendungshinweis:

Anwendung als intravenöse Infusion.

Für Kinder potentiell problematische Hilfsstoffe:

Die Präparate enthalten: Polysorbat 80

Detaillierte Informationen zu einzelnen Präparaten entnehmen Sie bitte den Fachinformationen.

Weitere praktische Informationen/ Verfügbarkeit

Meldungen zu Vertriebseinschränkungen von Arzneispezialitäten in Österreich (BASG)

Dosierungen

Atypisches Hämolytisch-Urämisches Symptom (aHUS), Paroximale Nächtliche Hämoglobinurie (PNH), C3-Glomerulopathien (C3G), Refraktäre generalisierte Myasthenia gravis (gMG)
  • Intravenös
    • 5 bis 10 kg
      [1] [2] [3] [4] [5] [6]
      • Woche 1 und 2: 300 mg/Dosis 1 x pro Woche
        Danach: 300 mg/Dosis 1 x alle 3 Wochen

      • Behandlung durch fachärztliches Personal für pädiatrische Nephrologie, das Erfahrung mit der Anwendung von Eculizumab in dieser therapeutischen Indikation hat.

    • 10 bis 20 kg
      [1] [2] [3] [4] [5] [6]
      • Woche 1: 600 mg/Dosis 1 x pro Woche
        Woche 2: 300 mg/Dosis 1 x pro Woche
        Danach: 300 mg/Dosis 1 x alle 2 Wochen

      • Behandlung durch fachärztliches Personal für pädiatrische Nephrologie, das Erfahrung mit der Anwendung von Eculizumab in dieser therapeutischen Indikation hat.

    • 20 bis 30 kg
      [1] [2] [3] [4] [5] [6]
      • Woche 1, 2 und 3: 600 mg/Dosis 1 x pro Woche
        Danach: 600 mg/Dosis 1 x alle 2 Wochen

      • Behandlung durch fachärztliches Personal für pädiatrische Nephrologie, das Erfahrung mit der Anwendung von Eculizumab in dieser therapeutischen Indikation hat.

    • 30 bis 40 kg
      [1] [2] [3] [4] [5] [6]
      • Woche 1 und 2: 600 mg/Dosis 1 x pro Woche
        Woche 3: 900 mg/Dosis 1 x pro Woche
        Danach: 900 mg/Dosis 1 x alle 2 Wochen

      • Behandlung durch fachärztliches Personal für pädiatrische Nephrologie, das Erfahrung mit der Anwendung von Eculizumab in dieser therapeutischen Indikation hat.

    • ≥ 40 kg
      [1] [2] [3] [4] [5] [6]
      • aHUS, C3G:
        Woche 1, 2, 3 und 4: 900 mg/Dosis 1 x pro Woche
        Woche 5: 1200 mg/Dosis 1 x pro Woche
        Danach: 1200 mg/Dosis 1 x alle 2 Wochen 

        Zur Anwendung von Eculizumab bei C3-Glomerulopathie (C3G) wurden nur wenige Studien durchgeführt.

        PNH:
        Woche 1, 2, 3 und 4: 600 mg/Dosis 1 x pro Woche
        Woche 5: 900 mg/Dosis 1 x pro Woche
        Danach: 900 mg/Dosis 1 x alle 2 Wochen

      • Behandlung durch fachärztliches Personal für pädiatrische Nephrologie, das Erfahrung mit der Anwendung von Eculizumab in dieser therapeutischen Indikation hat.

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.

GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Die Nebenwirkungen bei Kindern sind mit denen bei Erwachsenen vergleichbar. Kopfschmerz ist bei Kindern mit PNH die häufigste Nebenwirkung.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Sehr häufig (≥ 10%): Kopfschmerzen

Häufig (1-10%): Pneumonie, Infektion der oberen Atemwege, Bronchitis, Nasopharyngitis, Harnwegsinfektion, Lippenherpes. Leukopenie, Anämie. Insomnie. Schwindelgefühl, Dysgeusie. Hypertonie. Husten, oropharyngeale Schmerzen. Diarrhoe, Erbrechen, Übelkeit, Bauchschmerzen. Hautausschlag, Pruritus, Alopezie. Arthralgie, Myalgie. Fieber, Fatigue, grippeähnliche Erkrankung.

Gelegentlich (0,1-1%): Depression, Angst, Stimmungsschwankungen. Parästhesie, Tremor. Verschwommenes Sehen. Tinnitus, Vertigo. Palpitation. Akzelerierte Hypertonie, Hypotonie, Hitzewallungen, Venenerkrankung. Dyspnoe, Nasenbluten, Rachenreizung, verstopfte Nase, Rhinorrhoe. Obstipation, Dyspepsie, abdominales Spannungsgefühl. Urtikaria, Erythem, Petechien, Hyperhidrose, trockene Haut. Muskelspasmen, Knochenschmerzen, Rückenschmerzen, Nackenschmerzen, Gelenkschwellung, Schmerzen in Extremitäten. Nierenfunktionsstörung, Dysurie, Hämaturie. Spontanerektion. Ödeme, Thorax-Beschwerden, Asthenie, Schmerzen im Brustraum, Schmerzen an der Infusionsstelle, Schüttelfrost. Alanin-Aminotransferase erhöht, Aspartat-Aminotransferase erhöht, γ-Glutamyltransferase erhöht, Hämatokrit erniedrigt, Hämoglobin erniedrigt. Infusionsbedingte Reaktion.

Selten (0,1-0,01%): Aspergillus-Infektion, bakterielle Arthritis, Gonokokken-Infektion des Urogenitaltrakts, Haemophilus influenzae-Infektion, Impetigo, Zahnfleischentzündung. Malignes Melanom, Myelodysplastisches Syndrom. Hämolyse, abnormer Gerinnungsfaktor, Erythrozyten-Agglutination, Koagulopathie. Morbus Basedow. Abnorme Träume, Schlafstörungen. Synkope. Bindehautreizung. Hämatom. Gastroösophageale Refluxkrankheit, schmerzendes Zahnfleisch. Ikterus. Dermatitis, Depigmentierung der Haut. Trismus. Menstruationsstörungen. Extravasat, Parästhesie an der Infusionsstelle, Wärmegefühl. Coombs-Test positiv.

Die vollständige Auflistung aller unerwünschten Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen allgemein

  • Überempfindlichkeit gegen murine Proteine
  • Patienten mit nicht ausgeheilter Infektion mit Neisseria meningitidis
  • Patienten ohne aktuellen Impfschutz gegen Neisseria meningitidis, es sei denn, sie erhalten eine geeignete Antibiotikaprophylaxe bis zwei Wochen nach der Impfung.

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Vor Beginn der Therapie wird empfohlen, dass Patient*innen die gemäß den geltenden Impfrichtlinien empfohlenen Impfungen erhalten. Mindestens zwei Wochen vor Therapiebeginn sind die Patient*innen (erneut) gegen Meningokokkeninfektion (Neisseria meningitidis) zu impfen. Während der Therapie muss sorgfältig auf frühe Anzeichen einer Meningokokkeninfektion geachtet werden (diverse Serogruppen möglich). 

Patient*innen, die eine Behandlung mit Eculizumab früher als 2 Wochen nach einer tetravalenten Meningokokkenimpfung beginnen, müssen bis 2 Wochen nach der Impfung eine geeignete Antibiotikaprophylaxe erhalten.

Falls während der Verabreichung von Eculizumab eine Nebenwirkung auftritt, kann die Infusion nach Ermessen des fachärztlichen Personals verlangsamt oder abgesetzt werden. Wenn die Infusion verlangsamt wird, darf die Gesamtinfusionsdauer bei pädiatrischen Patient*innen im Alter unter 18 Jahren vier Stunden nicht überschreiten.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Allgemeine Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen entnehmen Sie bitte den aktuellen Fachinformationen (ema.europa.eu).

Wechselwirkungen

Diese Informationen werden im Moment recherchiert und baldmöglichst zur Verfügung gestellt.
Bitte beachten Sie die aktuellen Fachinformationen.

IMMUNSUPPRESSIVA

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Selektive Immunsuppressiva

Abatacept

Orencia®
L04AA24

Leflunomid

Arava®
L04AA13

Mycophenolatmofetil

CellCept®, Myfenax®, diverse Generika
L04AA06

Upadacitinib

Rinvoq®
L04AA44
Tumornekrosefaktor alpha(TNF-alpha)-Inhibitoren

Adalimumab

Humira®, Hulio®, Hyrimoz®, Idacio®, Imraldi®, Amgevita®
L04AB04

Etanercept

Enbrel®, Benepali®, Erelzi®
L04AB01

Golimumab

Simponi®
L04AB06

Infliximab

Remicade®, Remsima®, Inflectra®, Zessly®, Flixabi®
L04AB02
Interleukin-Inhibitoren

Anakinra

Kineret®
L04AC03

Canakinumab

Ilaris®
L04AC08

Ixekizumab

Taltz®
L04AC13

Secukinumab

Cosentyx®
L04AC10

Tocilizumab

RoActemra®
L04AC07

Ustekinumab

Stelara®
L04AC05
Calcineurin-Inhibitoren

Ciclosporin

Sandimmun®, Neoimmun®, Vanquoral®
L04AD01

Tacrolimus

Adport®, Advagraf®, Dailiport®, Envarsus®, Modigraf®, Prograf®, Tacforius®, Tacni transplant®
L04AD02
Andere Immunsuppressiva

Azathioprin

Imurek®, Immunoprin®, Azafalk®
L04AX01

Methotrexat

Ebetrexat®, Methofill®, Metoject®, MTX-ratiopharm®, Nordimet®, diverse Generika; weiterer ATC-Code: L01BA01
L04AX03

Referenzen

  1. Alexion Europe SAS, SPC Soliris (EU/1/07/393/001) Rev 36; 21-08-2023, www.ema.europa.eu
  2. Bomback AS et al. , Eculizumab in the treatment of membranoproliferative glomerulonephritis., Nephron Clin Pract. , 2014, 128(3-4), 270-6
  3. Häffner K et al. , Successful therapy of C3Nef-positive C3 glomerulopathy with plasma therapy and immunosuppression., Pediatr Nephrol. , 2015, May 19
  4. Payette A et al. , A case of C3 glomerulonephritis successfully treated with eculizumab., Pediatr Nephrol. , 2015, Jun;30(6), 1033-7
  5. Sánchez-Moreno A et al. , Eculizumab in dense-deposit disease after renal transplantation., Pediatr Nephrol. , 2014 , Oct;29(10):, 2055-9
  6. Vivarelli M et al. , Treatment of C3 glomerulopathy with complement blockers., Semin Thromb Hemost. , 2014 , Jun;40(4), 472-7
  7. Alexion Europe SAS, SmPC Soliris 300mg Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung (EU/1/07/393/001), aufgerufen am 05.08.2022, https://www.ema.europa.eu/en

Änderungsverzeichnis

  • 16 Dezember 2022 11:20: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung