Lithium

Wirkstoff
Lithium
Handelsname
Quilonorm® retard
ATC-Code
N05AN01
Dosierungen
Nierenfunktionsstörungen

Darreichungsformen und Hilfsstoffe
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Pharmakodynamik und -kinetik

Zulassung
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Lithium wirkt auf eine Reihe von neurochemischen Systemen wie Ionenkanäle, Neurotransmitter wie Serotonin, Dopamin und Noradrenalin, Second-Messenger Systeme wie Phosphoinositide und zyklisches AMP (cAMP). Der genaue Wirkmechanismus ist nicht bekannt.

Pharmakokinetik bei Kindern

Mit Hilfe eines populationspharmakokinetischen Modells (Landersdorfer 2017) wurden folgende kinetische Parameter von Lithiumcarbonat (normales Präparat, keine modifizierte Wirkstofffreisetzung) bestimmt; Clearance (Cl) und Verteilungsvolumen (Vd) basieren auf der Lean Body Mass (Magermasse):

T½ (h) 28.5
Cl (L/h/53 kg LBM)*0.75 1,64 (Standardfehler 3 %)
Vd (L/53 kg LBM) 23,6 (Standardfehler 5,1 %)

Zulassung der Dosierungsempfehlungen in Kindermedika.at

  • Akute manische Episoden und als Erhaltungstherapie bei bipolarer Störung (Lithiumcarbonat)
    • Oral
      • ≥12 Jahre: On-label

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Oral, bei akuten Episoden manischer und hypomanischer Erkrankungen; zur Prophylaxe manisch-depressiver Erkrankungen

Je nach Serumkonzentration und klinischem Ansprechen ist eine individuelle Dosierung erforderlich. Die Serum-Lithiumkonzentration wird 12 Stunden nach der letzten Dosis (i.d.R. Abenddosis), gemessen. Für die Erhaltungstherapie reichen meist 900 mg/Tag.

Kinder und Jugendliche < 12 Jahren: Aufgrund fehlender Erfahrungswerte, wird eine Lithiumtherapie nicht empfohlen.

Erwachsene:
 Akute Manie: 1800 mg/Tag in aufgeteilten Dosen, erwünschte Serum-Lithiumkonzentrationen: 0,8 bis 1,2 mmol/l.

Langzeittherapie und Prophylaxe: Ziel-Serum-Lithiumspiegel: 0,5 bis 1,0 mmol/l. Die Serum-Lithiumspiegel sollten in der akuten Phase häufig (wöchentlich) erhoben werden; bei unkomplizierten Fällen bzw. während der Erhaltungstherapie alle 1-2 Monate.

(SmPC Quilonorm retard)

Die aktuellen Fachinformationen können unter https://aspregister.basg.gv.at/ abgerufen werden.

Präparate im Handel

Filmtabletten 450 mg

Lithium ist in den verfügbaren Filmtabletten in Form von Lithiumcarbonat enthalten. Die angegebene Stärke bezieht sich auf Lithiumcarbonat.

Für Kinder potentiell problematische Hilfsstoffe:

Die Filmtabletten enthalten: Lactose

Detaillierte Informationen zu einzelnen Präparaten entnehmen Sie bitte den Fachinformationen.

Weitere praktische Informationen/ Verfügbarkeit

Meldungen zu Vertriebseinschränkungen von Arzneispezialitäten in Österreich (BASG)

Dosierungen

Akute manische Episoden und als Erhaltungstherapie bei bipolarer Störung (Lithiumcarbonat)
  • Oral
    • 6 Jahre bis 12 Jahre
      [1] [2] [3] [5] [6]
      • 10 - 30 mg/kg/Tag in 1 - 2 Dosen.
      • Dosis titrieren in Abhängigkeit von den Lithium-Serumkonzentrationen (akute Phase 0,8-1,2 mmol/l; Erhaltung 0,4-0,8 mmol/l)
        Sobald sich die Spiegel stabilisiert haben, wird eine 1 x tägliche Gabe empfohlen.

        Verschreibung nur durch fachärztliches Personal (Kinder- und Jugendpsychiatrie). Die Dosis muss individuell in Abhängigkeit vom Lithium-Serumspiegel bestimmt werden. Es ist die niedrigste wirksame Dosis zu verwenden.

    • 12 Jahre bis 18 Jahre
      [1] [2] [3] [5] [6]
      • 600 - 1.800 mg/Tag in 1 - 2 Dosen.
      • Dosis titrieren in Abhängigkeit von den Lithium-Serumkonzentrationen (akute Phase 0,8-1,2 mmol/l; Erhaltung 0,6-0,8 mmol/l, max. 1,2 mmol/l)
        Sobald sich die Spiegel stabilisiert haben, wird eine 1 x tägliche Gabe empfohlen.

        Verschreibung nur durch fachärztliches Personal (Kinder- und Jugendpsychiatrie). Die Dosis muss individuell in Abhängigkeit vom Lithium-Serumspiegel bestimmt werden. Es ist die niedrigste wirksame Dosis zu verwenden.

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

• GFR 10-50 ml/min/1,73 m2:
Vorzugsweise nicht verwenden. Falls Lithiumcarbonat dennoch angewendet wird:
-  Beginn mit 50 % der normalen Dosis, keine Anpassung des Dosierungsintervalls
- Kontrolle des Lithium-Talspiegels und bei Bedarf Dosierung anpassen. Nach dem Erreichen eines stabilen Talspiegels: alle 3-6 Monate den Talspiegel und die Nierenfunktion 2x pro Jahr kontrollieren.
• GFR <10 ml/min/1,73 m2:
- Kontraindiziert

Klinische Konsequenzen

Bei eingeschränkter Nierenfunktion verringert sich die renale Clearance von Lithium. Dadurch erhöht sich das Risiko von Nebenwirkungen.

Symptome eines zu hohen Lithiumspiegeln sind u. a. Erbrechen, Diarrhoe, Lallen und Schwanken, Muskelzuckungen und Muskelschwäche, Schläfrigkeit und Benommenheit. Länger anhaltende hohe Spiegel können die Nieren irreversibel schädigen.
Bei Patient*innen, die dauerhaft mit Lithium behandelt werden, kann es aufgrund einer Dosissteigerung oder einer verringerten Clearance zu einer chronischen Intoxikation kommen. In diesen Fällen hat sich bereits ein Gleichgewicht zwischen der Lithiummenge im Blut und den Organen gebildet, zudem gibt es eine gewisse Korrelation zwischen der Lithium-Serumkonzentration und klinischen Symptomen. Der Abbau von Lithium aus den Organen braucht lange, sodass die Eliminationshalbwertszeit etwa 60 Stunden beträgt.

Lithium hat eine geringe therapeutische Breite. Der prophylaktische Spiegel liegt zwischen 0,4-0,8 mmol/l, der therapeutische Spiegel zwischen 0,8-1,2 mmol/l. Toxische Symptome können ab 1,5 mmol/l auftreten, aber auch bereits bei therapeutischen Spiegeln.

Weitere Hinweise:
Risikofaktoren sind Herzinsuffizienz und eine Änderung der Wasser-/Natriumeinnahme.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Bei therapeutischen Spiegeln: Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe, Tremor, Konzentrationsstörungen, Gewichtszunahme, Psoriasis, Akne, Alopezie, Polyurie, Polydipsie, Struma, Hypothyreose, kognitive Beeinträchtigung

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Zu Beginn der Behandlung können auftreten: Feinschlägiger Tremor, Polyurie, Polydipsie und Übelkeit, Gewichtszunahme

Bei therapeutischen Serumlithiumspiegeln: Häufigkeit nicht bekannt: Arrhythmien (v.a. Bradykardien), Ödeme, reversible Abflachung und Inversion der T-Welle (EKG), peripherer Kreislaufkollaps, Hypotonie, Raynaud Syndrom, Tremor, Faszikulationen, Zuckungen, klonische Bewegungen der Extremitäten, Ataxie, choreoathetotische Bewegungen, hyperaktive tiefe Sehnenreflexe, extrapyramidale Symptome, Krampfanfälle, verwaschene Sprache, Schwindel, Drehschwindel, Nystagmus, Stupor, Koma, Pseudotumor cerebri, Kopfschmerzen. Dysgeusie, Myasthenia gravis, verminderte Nervenleitgeschwindigkeit, periphere Neuropathie. Alopezie, Akne, Follikulitiden, Pruritus, Exazerbationen einer Psoriasis, Angioödeme, Rash und andere Formen einer Überempfindlichkeit. Lichenoide Arzneimittelreaktion. Euthyreote Struma, Hypo- und Hyperthyreosen, Hyperparathyeroidismus. Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Gastritis, exzessive Speichelproduktion, trockener Mund. Leukozytose. Hyperglykämie, Hyperkalziämie, Gewichtszunahme, Anorexie. Arthralgie, Myalgie. Halluzinationen, Somnolenz, Amnesie. Symptome eines nephrogenen Diabetes insipidus, Harninkontinenz und, nach Langzeittherapie, histologische Veränderungen des Nierengewebes (einschließlich tubulointerstitieller Nephropathie) und eingeschränkte Nierenfunktion, Mikrozysten, Onkozytome und Ductus Bellini-Karzinome der Niere (bei Langzeitbehandlung)

Die vollständige Auflistung aller unerwünschten Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen bei Kindern

Nierenfunktionsstörung, schwere Herzerkrankung oder Hirnschädigung

Kontraindikationen allgemein

Neben Überempfindlichkeiten gegen den Wirkstoff oder einen sonstigen Bestandteil sind keine weiteren Kontraindikationen bekannt.

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Zusammenfassung:
Führt zu herabgesetztem Reaktions- und Konzentrationsvermögen, Plasmaspiegel und Kreatininkonzentration regelmäßig kontrollieren, Risiko einer Intoxikation bei reduzierter Aufnahme und/oder Verlust von NaCl und Flüssigkeit, Herz- und Schilddrüsenfunktion sollten ebenfalls überwacht werden.

Die Einnahme kann zu einer Beeinträchtigung der Reaktions- und Konzentrationsfähigkeit führen. Viele Aktivitäten des täglichen Lebens können dadurch beeinträchtigt sein.

Da die therapeutische Breite gering ist und es zu einer Kumulation kommen kann, sollten die Lithium-Plasmaspiegel zu Beginn der Behandlung und nach jeder Dosisänderung ein- bis zweimal wöchentlich kontrolliert werden (bei akuter Manie jeden 2. Tag zur gleichen Zeit), danach einmal monatlich, bei gut eingestellten Patient*innen alle 2-3 Monate. Bei normalen Präparaten (ohne modifizierte Wirkstofffreisetzung) wird der Talspiegel bestimmt; bei Präparaten mit modifizierter Wirkstofffreisetzung wird der Plasmaspiegel 12 Stunden nach der letzten eingenommenen Dosis bestimmt. Auch bei der Umstellung von einer normalen Tablette auf eine Retardtablette sollten die Plasmaspiegel erneut bestimmt werden.

Umstände, die mit einer verminderten Aufnahme oder einem übermäßigen NaCl- und Flüssigkeitsverlust einhergehen (z. B. Erbrechen, lang anhaltende Durchfälle, Grippe, Behandlung mit Diuretika und übermäßiges Schwitzen), können zu einem Anstieg der Lithium-Plasmaspiegel und zur Entwicklung einer Lithium-Intoxikation führen.

Der Langzeitgebrauch von Lithium in hohen Dosen kann sich nierenschädigend auswirken. Daher sollte während der Lithiumtherapie eine regelmäßige Überwachung der Kreatininkonzentration erfolgen. Die Herzfunktion sollte zu Beginn der Behandlung und danach in regelmäßigen Abständen überwacht werden. Auch die Schilddrüsenfunktion sollte 3 Monate nach Beginn der Therapie und danach alle 6-12 Monate überprüft werden.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Allgemeine Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen entnehmen Sie bitte den aktuellen Fachinformationen (https://aspregister.basg.gv.at/).

Wechselwirkungen

Diese Informationen werden im Moment recherchiert und baldmöglichst zur Verfügung gestellt.
Bitte beachten Sie die aktuellen Fachinformationen.

ANTIPSYCHOTIKA

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Butyrophenon-Derivate

Haloperidol

Haldol®
N05AD01
Diazepine, Oxazepine, Thiazepine und Oxepine

Clozapin

Leponex®, Lanolept®, diverse Generika
N05AH02

Olanzapin

Zyprexa®, Zyprexa Velotab®, Zypadhera®, diverse Generika
N05AH03

Quetiapin

Seroquel®, Seroquel XR®, diverse Generika
N05AH04
Andere Antipsychotika

Aripiprazol

Abilify®, Abilify Maintena®, diverse Generika
N05AX12

Risperidon

Risperdal®, Risperdal CONSTA®, diverse Generika
N05AX08

Referenzen

  1. Alessi N, et al, Update on lithium carbonate therapy in children and adolescents., J Am Acad Child Adolesc Psychiatry, 1994, 33, 291-304
  2. Lopez-Larson M, et al, Empirical evidence for the use of lithium and anticonvulsants in children with psychiatric disorders., Harv Rev Psychiatry, 2006, 14, 285-304
  3. Scahill L, et al., Lithium in children and adolescents, J Child Adolesc Psychiatr Nurs, 2001, 14, 89-93
  4. Vitiello B, et al, Pharmacokinetics of lithium carbonate in children., J Clin Psychopharmacol., 1988, 8, 355-9
  5. Walkup JT et al, Treatment of Early-Age Mania: Outcomes for Partial and Nonresponders to Initial Treatment, J Am Acad Child Adolesc Psychiatry, 2015 , Dec;54(12), 1008-19
  6. Geller B et al, A randomized controlled trial of risperidone, lithium, or divalproex sodium for initial treatment of bipolar I disorder, manic or mixed phase, in children and adolescents., Arch Gen Psychiatry., 2012, May;69(5), 515-28
  7. Teofarma S.r.l., SmPC Quilonorm retard Filmtabletten 450 mg (14721), aufgerufen am 23.02.2023, https://aspregister.basg.gv.at/aspregister/

Änderungsverzeichnis

  • 02 März 2023 15:09: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung